Hêvî bedeutet Hoffnung. Bessere Chancen im Beruf durch eine gute Schulausbildung für Kinder aus Familien, die zwar in der Metropolregion Rhein-Neckar wohnen, aber ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands haben. Hêvî Rhein-Neckar steht für Unterstützung bei den Hausaufgaben, gemeinsames Lernen, Spaß bei Ausflügen.

 

Der Verein Hausaufgabenhilfe Hêvî Rhein-Neckar stellt sich vor

Im Herbst 2012 fanden sich in Mannheim mehrere Studierende und graduierte Akademiker zusammen, um einen Verein zu gründen, dessen Ziel es ist, über eine qualifizierte Hausaufgabenhilfe Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund im Raum Mannheim-Ludwigshafen zu verbessern. Der Vereinsgründung ging schon ein seit zwei Jahren laufendes privat und ehrenamtlich organisiertes Projekt voraus, das allmählich größere Ausmaße annahm und nach einem organisatorischen Rahmen verlangte. Die große Nachfrage erforderte mehr und mehr Organisation, Mitarbeiter, Räumlichkeiten, so dass der Beschluss gefasst wurde, über die Vereinsgründung Voraussetzungen zu schaffen für Kooperationen mit anderen Organisationen oder auch für eine Unterstützung durch öffentliche Stellen.

 

Warum Hausaufgabenhilfe?

Bildungsberichte des Bundes und zahlreicher Städte, wie auch Mannheim, bestätigen die oft geäußerte Vermutung, dass Schüler mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem benachteiligt sind. Im Bereich der weiterführenden Schulen sind sie im Vergleich zu Schülern ohne Migrationshintergrund beispielsweise an Gymnasien unterrepräsentiert. 

Viele dieser Schüler haben sprachliche Schwierigkeiten, die meisten stammen aus bildungsfernen Elternhäusern, manche aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Wenn die Familien in ihren Herkunftsländern zu ethnischen und sprachlichen Minderheiten zählten, fehlt manchmal schon bei den Eltern ein sicheres sprachliches Fundament, was sich negativ auf den Spracherwerb der Kinder auswirkt. Nicht immer können die Anfangsschwierigkeiten in der Grundschule vollständig überwunden werden. In der Regel beherrschen die Kinder viel besser Deutsch als ihre Eltern, die daher keine Möglichkeit haben, ihnen bei den Hausaufgaben für die Schule behilflich zu sein.

Unser Ziel ist es, einen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. Konkret gesagt, geht es darum, bei jedem einzelnen Kind, das zu uns kommt, die Schulnoten nach und nach zu verbessern, um gute Voraussetzungen für die spätere Berufswahl zu schaffen. So soll vor allem Migrantenkindern der zweiten Generation geholfen werden, ihren Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden.

Unsere Angebote im Bildungsbereich sehen wir nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu bestehenden Angeboten innerhalb und außerhalb der Schulen an. Deshalb haben wir auch frühzeitig schon den Kontakt zum Fachbereich Bildung (Dezernat III: Bildung, Jugend, Gesundheit, Sport) bei der Stadt Mannheim aufgenommen.

 

Der Beginn

Im September 2009 reifte der Entschluss, dieser Zielgruppe eine qualifizierte Hausaufgabenbetreuung in Mannheim anzubieten. Die Initiatoren Erkan Kilic und Peter Sewarte fanden im Verein „Kurdisches Volkshaus Mala Gele Kurd“ sofort Unterstützung durch das Angebot, deren Raum in U3 dafür zu nutzen. Von Beginn an war klar, dass sich die Hausaufgabenbetreuung nicht nur an Kinder mit kurdischem Hintergrund wenden, sondern allen Migrantenkindern offenstehen muss.

Außerdem musste mit dem kontinuierlichen Wachstum der Gruppe - derzeit sind wir ca. 8 Betreuer und über 20 Kinder – nach größeren, geeigneteren Räumlichkeiten gesucht werden. Nach dem Provisorium im „Kurdischen Volkshaus“, einigen Monaten bei der Freireligiösen Gemeinde Baden und in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek Mannheim, wurde seit Herbst 2012 mit dem Bürgerhaus  Neckarstadt eine feste Bleibe gefunden, die sehr gut angenommen wird.

Die Hausaufgabenhilfe findet zurzeit einmal wöchentlich statt, was nach Möglichkeit auf Dauer ausgeweitet werden soll. Insgesamt nehmen die Hauptfächer Mathematik, Deutsch und Englisch den größten Raum ein. Auch andere Fächer wie Ethik, Geschichte oder Naturwissenschaften werden behandelt. Es werden in dieser Zeit nicht nur die aktuellen, sondern auch die Hausaufgaben der zurückliegenden Woche kontrolliert und besprochen und es wird vor Klassenarbeiten zusätzlich geübt. Außerdem ergibt sich ein viel engerer und weniger formeller Kontakt zu den Eltern der Schüler als die Schulen es leisten könnten oder wollten. Von Anfang an war das Projekt auf lange Dauer angelegt, weil Bildungserfolge nicht durch kurzfristige Aktionen erzielt werden können.

 

Der Name Hêvî

Mit dem Anwachsen der Gruppe und den ersten Gedanken an eine Vereinsgründung tauchte plötzlich die Frage nach einem geeigneten Namen auf. Die ersten Kinder, die zur Hausaufgabenhilfe kamen, stammen aus kurdischen Familien. So kamen wir auf den Namen: Hêvî bedeutet Hoffnung. Mit unserer ehrenamtlichen Arbeit wollen wir Kindern und ihren Familien Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben. Gleichzeitig haben wir die Hoffnung, dass einige von ihnen später einmal der nachfolgenden Generation etwas zurückgeben werden.

 

Qualifikation und Qualität

Von Beginn an wurde großer Wert darauf gelegt, dass die „Lehrer“ wie sie von den Kindern gern genannt werden, auch die Qualifikation haben, die notwendig ist, um die Kinder optimal betreuen zu können. Es handelt sich um Studierende verschiedener Fachrichtungen sowie graduierte Akademiker. Alle Mitwirkenden verfügen in irgendeiner Form bereits über Erfahrungen im Bereich Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung oder Durchführung von Deutschkursen.

Je nach ihren fachlichen Schwerpunkten werden die Mitarbeiter für jeweils bestimmte Schulfächer eingesetzt. Die Einteilung nach Schulfächern bedeutet aber nicht, dass die Kinder häufig wechselnde Ansprechpartner hätten, sondern hier wird auf Kontinuität Wert gelegt. Uns ist wichtig, dass die Kinder Vertrauen entwickeln und mit allen schulischen Problemen zu uns kommen.

In Teambesprechungen, meist nach der eigentlichen Arbeit mit den Kindern, werden die Entwicklungen jedes einzelnen Kindes in seinen Problemfächern besprochen und dokumentiert, um in der konkreten Arbeit – denn die Kinder kommen ja mit ihren konkreten Hausaufgaben zu uns – nicht den Überblick und die Ziele aus den Augen zu verlieren. So entgehen uns auch keine Auffälligkeiten oder Veränderungen bei den Kindern.

Regelmäßigkeit, Kontinuität beim Lernen sowie die Einhaltung von Regeln lassen sich im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung für die teilnehmenden Schüler ohne Druck oder Stress einüben.

Vor Klassenarbeiten kann individuell und gezielt die Vorbereitung unterstützt werden. Nach der Rückgabe werden die jeweiligen Fehler detailliert besprochen. Das individuelle Eingehen auf Schwächen und Fehler erhöht die Motivation der Schüler es beim nächsten Mal besser zu machen.

Für die Eltern besteht oft eine gewisse Hemmschwelle, mit den Lehrern ihrer Kinder offen über die schulischen oder familiären Probleme zu sprechen. Gegenüber den Mitwirkenden der Hausaufgabenbetreuung sind sie wesentlich offener und gesprächsbereiter. Jeder, der Kinder in Bildungsaufgaben betreut hat, kann bestätigen, dass Gespräche mit den Eltern ein sehr wesentlicher Faktor der Arbeit sind. Die Eltern mit einzubinden ist uns ein großes Anliegen, denn die Schüler sind in jedem Fall darauf angewiesen, dass ihre Familie hinter ihnen steht, wenn es darum geht, eine gute Schulbildung zu erhalten. Umgekehrt ist es auch so, dass die Eltern sich bei Schulwechseln, vor allem dem großen Sprung von der 4. Klasse der Grundschule auf die weiterführende Schule, auch gern eine „Zweitmeinung“ einholen, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken sollen.

 

Dipl.-Übers. Peter Sewarte

1. Vorsitzender